Die Geschichte des Hebens

Seit Beginn der Entwicklungsgeschichte der Menschen vor 2 Millionen Jahren nimmt das Heben von Lasten bei der Verrichtung von Arbeiten eine zentrale Stellung ein: Sei es das Tragen der Beute nach erfolgreicher Jagd oder beim Bau erster Unterkünfte.

Eines der ersten vom Menschen benutzte Hebezeug für verschiedenste Arbeiten ist der Hebel. Obwohl die Gesetzmäßigkeit erst von Archimedes (287-212 v. C.) um 250 v. C. formuliert wurde, erkannte man schon sehr früh, daß sich beispielsweise ein großer Stein leichter anheben lässt, wenn man einen Ast zu Hilfe nimmt, dessen Ende man unter den Stein schiebt. Nun konnte man den Stein mühelos ein begrenztes Stück anheben.

Hebel

Einfache Hebel: Geißfuß und Hebbaum

Seit die Höhle als Wohnstätte ausgedient hatte, bauten die Menschen Un­ter­künf­te, um sich und die Güter des täglichen Bedarfs vor den Unbilden des Wetters zu schützen. Zunächst waren das primitive Hütten oder Zelte. Später errichteten Menschen Tempel und vor ca. 4000 Jahren Pharaonengräber, wie z.B. die ägyptischen Pyramiden. Diese werfen in ihrer Größe die Frage auf, wie die Steinquader der Pyramiden über- und nebeneinander geschichtet wurden, ohne göttliche Hilfe zu beanspruchen. Man verwendete eine schiefe Ebene, um die Quader dorthin zu befördern, wo sie verbaut werden sollten.

Im 1. Jahrhundert v. C. veröffentlichte Vitruvius Pollio sein 10-bändiges Werk „Über die Architektur“ und behandelte darin Fragen der Baukunst und die damit verbundenen technischen Einrichtungen. Unter Anderem berichtete er über die „mächtigen Fünf“ und daraus abgeleitete Hebemaschinen, wie feste/lose Rolle, Flaschenzug und Krane.

Nach dem Auszug der römischen Besatzungsmacht um 401 aus Mitteleuropa begann das „dunkle Mittelalter“ auch in technischer Hinsicht. Viele technische Errungenschaften gerieten in Vergessenheit. Sofern überhaupt mit Stein gebaut wurde (zum Beispiel Kirchen), trug man sämtliches Werkzeug und Material. Als einziges Hilfsmittel sind einfache Masten mit auskragenden Balken nachweisbar, an deren Enden eine feste Rolle benutzt wurde, um das Aufziehen von Lasten zu ermöglichen. Die lose Rolle oder gar der Flaschenzug und damit verbundene Krankonstruktionen waren in der Zeit der Romanik, in der besonders schwer und wuchtig gebaut wurde, völlig unbekannt.

Als man in der Gotik (1150-1500) begann, hochaufragende Kirchen (z. B. den Kölner Dom) und sonstige höhere Gebäude zu errichten, wuchs auch das Bedürfnis nach entsprechenden Hebemaschinen. Schon bald wurden die Kräne weiterentwickelt. Die Prinzipien einer Laufkatze und eines drehbaren Krans, auf denen die heutigen Baustellenkräne basieren, sind Meilensteine in der Entwicklung. Dadurch wurde neben dem Heben von Lasten auch deren Weitertransport auf der Baustelle erleichtert. Des Weiteren wurde die bewegliche Rolle und damit auch der Flaschenzug aufs Neue erfunden.

Baustelle

Antriebe mit Muskelkraft waren bis Ende des 19. Jh. nicht von der Baustelle wegzudenken.

In den folgenden Jahrhunderten blieb die Krantechnik weitgehend unverändert: Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts waren Baukräne, angetrieben von Muskelkraft mit Tret-/Sprossenrädern oder Winden/Haspeln selbstverständlich. Von der einsatzreifen Entwicklung der Dampfmaschine durch James Watt (1730-1819) im 18. Jahrhundert und deren weitverbreiteten Einsatz im 19. und 20. Jahrhundert blieb die Baubranche weitgehend unberührt.
Mit der Entdeckung des elektrischen Stromes als flexiblem und sicherem Energieträger sowie der Entwicklung von brauchbaren Elektromotoren seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts fand man auch für Baukräne neue Antriebskonzepte, die bis in die Gegenwart kaum Veränderung erfahren haben.

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